Nach 3000 Kilometern und dreieinhalb Stunden Flug landeten wir auf einem Flughafen, der mich eher an einen Regionalflughafen in Deutschland erinnerte. Wir waren plötzlich in einer total anderen Klimazone und auch die Zeitzone war schon wieder eine andere. Aber das Wetter war eindeutig besser als in Sydney.
Wir riefen ein Taxi und kurz darauf ging es zu unserem Resort, von wo aus es am
nächsten Tag auf unsere Safari gehen sollte. Die Taxifahrerin war sehr nett und ich kam schnell mit ihr ins Gespräch. Sie warnte uns noch mal genug zu trinken, denn selbst zu der eigentlich noch kühlen Jahreszeit stünde man bereits kurz vor einem Kollaps, wenn man Durst verspüre. Daher riet sie uns immer zu trinken, sodas erst gar kein Durst aufkomme. Auf sollten wir nachts nicht unbedingt alleine durch die Straßen laufen, denn – ob man es glaubt oder nicht – Alice Springs hat die höchste Messerstecherrate in ganz Australien.
Als wir dann im Desert Palm Resort ankamen, konnten wir auch gleich einchecken. Ein kleines freistehendes Haus mit eigener Nasszelle war für die kommende Nacht unser Reich. Nachdem wir unsere Sachen ausgepackt und die Wasserflaschen gefüllt hatten, machten wir uns auf, das Stadtzentrum zu erkunden. Das Resort lag etwa 1,5 Km vom Zentrum entfernt. Alles war total anders als in Sydney. Es gab kein Hochhaus, die Sonne schien und es war wesentlich ruhiger. Zudem waren wir hier in der Heimat der Aborigines – was sofort auffiel. Man sah sie persönlich, es gab ziemlich viele Art Gallerys und Shops, in denen man originale Digeridoos und andere Kunst kaufen konnte.
Das Herz von Alice Springs ist die Todd Mall. Eine Einkaufsstraße mit unzähligen Shops, Cafes und Pubs. Wir genossen diese Ruhe und tranken etwas in einem der Pubs. Leider war es noch zu früh und bekamen wir nirgendwo etwas zu Essen. Also beschlossen wir die School of Air zu besuchen. Diese Schule unterrichtet per Internet, Satellitenverbindungen und Funk die Kinder im Outback auf unvorstellbaren 1,2 Millionen Quadratkilometern. Anschließend fuhren wir mit dem Taxi zurück zum Resort und machten uns erst mal frisch und legten ein bisschen die Füsse hoch. Abends liefen wir dann erneut in die Mall, um Essen zu gehen. Zurück fuhren wir mit dem Taxi. Früh gingen wir ins Bett, denn am nächsten Tag wurden wir bereits um 06:15 Uhr morgens abgeholt.
Freitag 1. September 2006
Um 06:00 Uhr morgens checkten wir aus und lagerten unser Gepäck ein, denn nach der Safari hatten wir noch eine Nacht im selben Resort. Pünktlich kam der Bus von Sahara Adventures und Jerry – unser Fahrer und Tourguide – hieß uns willkommen. Wir nahmen im gemütlichen Bus platz. Schließlich lagen bis zu unserem eigentlichen Ziel noch knapp 500 Km Fahrt vor uns. Nachdem wir noch weitere Tourteilnehmer eingesammelt hatten, machten wir uns auf den Weg nach Süden. Die erste Rast war auf einer Kamel-Farm. Neben Kameln konnte man dort ein paar Papageien, einen zahmen Dingo und natürlich Kängurus bewundern. Für mich nicht unbedingt was neues, aber für meine Mutter und meine Schwester war es ein Highlight.
Immer wieder legten wir eine kleine Rast ein, um uns die Füße zu vertreten oder die Toilette aufzusuchen. Nachdem wir auch die letzten Tourteilnehmer vom Ayers Rock Flughafen abgeholt hatten, fuhren wir in unser erstes Camp, bezogen die Zelte und aßen zu Mittag.
Nachmittags fuhren wir zu Kata Tjuta. Umgangssprachlich werden diese Berge auch die Olgas genannt. Dies sollte die erste Herausforderung werden. Wasserflaschen gefüllt, Hut, Sonnenbrille, Sonnenschutz, Rucksack mit notwendigem Equipment, wie Kamera und Stativ etc. Wir kraxelten los und in der Sonne war es schon recht anstrengend. Zwar gab es auf dem Wanderweg „Naturstufen“, doch waren sie so unregelmäßig, das man nicht wirklichen in einen Rhythmus kam. Nach ein paar hundert Metern passierte es dann. Locker flockig wollte ich ein paar Stufen runter gehen und trat dabei auf einen großen, aber losen Stein und stürtzte. Kamera und Wasserflasche flogen in hohem Bogen davon, aber anscheinend hatte ich mich ganz gut abgefangen. Ich hatte zwar den Ellebogen und das Knie blutig, konnte aber nach ein paar Schritten wieder selbstständig laufen. Dies war ein kleiner Schock, denn leicht kann man sich etwas stauchen oder gar brechen und muss dann per Helikopter bzw. Luftrettung geborgen werden. Einen anderen Weg gibt es nicht.
Aber ich liess mir den Spaß nicht nehmen und wir wanderten weiter – nun allerdings noch umsichtiger. Am Ende wurden wir mit einer sagenhaften Aussicht belohnt. Wir befanden uns quasi auf der anderen Seite und waren umschlossen von Bergen. Auf dem Weg dorthin zeigte uns unser Guide auch einige Bushtucker, also Früchte und Gewächse, die von Eingeborenen gegessen werden. Wenn man beispielsweise frisches Zitronengras riecht, ist es schon klasse. Dazu kamen Buschtomaten, -pflaumen und verschiedene Kräuter, die für Europäer aber nicht so ohne weiteres genießbar sind.
Nach einer kleinen Ruhepause in dieser Idylle liefen wir zurück zum Bus. Als alle wieder versammelt waren, gab es erst mal eine erfrischende Orange. Ausserdem nutzt man diese Parkplätze auch immer um seine Wasserflasche erneut aufzufüllen. Wenn man in der Region unterwegs ist, sollte man nämlich an jeder Trinkwasserquelle seine Wasservorräte auffüllen, damit sie nie drohen auf halber Strecke leer zu werden.
Von den Olgas aus sind wir zum Ayers Rock gefahren, um uns dort den Sonnenuntergang anzusehen. Hierfür ist eigens ein Parkplatz angelegt, wo die ganzen Reisebusse Station machen. Viele Reisegesellschaften zelebrieren den Sonnenuntergang allerdings extrem und schenken sogar Champagner aus. Unsere Gruppe lief aber lieber ein Stück weiter um abseits der Menge zu stehen.
Und dann – urplötzlich – war es soweit... Als würde einer am Dimmer drehen. Man hatte das Gefühl dieser Berg würde alle 10 Sekunden seine Farbe wechseln. Von leuchtend Gold-Orange bis hin zu Tiefbraun wechselte er seine Farbe. Als die Sonne dem Berg sein entgültiges Nachtkleid gegeben hatte, machten wir uns auf zurück zum Camp, wo wir alle erst mal duschten und uns den roten Staub von der Haut wuschen.
Bei einem leckeren BBQ liessen wir den Abend ausklingen und gingen sehr früh ins Bett, denn am darauffolgenden Morgen hiess es um 04:30 „raus aus den Federn“.
Samstag 2. September 2006
Da wir bereits um 22:00 im Bett waren, fiel das Aufstehen gar nicht so schwer. Als ich mich angezogen hatte und mit meinem Kulturbeutel unter dem Arm mein Zelt verliess, wurde ich fast vom Schlag getroffen. Was war das? Es waren eine Millionen Sterne am Himmel. Unbeschreiblich, man muss es selber gesehen haben. Nur durch Beschreibungen kommt dieser Eindruck gar nicht rüber.
Ich habe mich dann erst mal in den Duschräumen frisch gemacht, bevor wir alle gegen 05:00 frühstückten.
Manch einer mag sich fragen, warum so früh das ganze. Ganz einfache Erklärung: Damit wir einer der Ersten vor Ort waren und damit wir noch bei angenehmen Temperaturen loswanderten.
Erstes Etappenziel an diesem Tag war der Ayers Rock. Diesmal sahen wir uns den Sonnenaufgang an. Er war für mein Empfinden fast noch schöner und beeindruckender als der Sonnenuntergang. Man sah richtig wie der Berg im Sonnenlicht erwachte und zu vollem Glanz erstrahlte.
Danach hatten wir verschiedene Optionen. Manche bestiegen den Uluru, andere wiederum wanderten den Basewalk entlang (9,4 Km) und wieder andere liefen die etwas kürzere Strecke von 7,2 Km. Da wir es für zu langweilig hielten, die ganze Zeit und immer in Eile am Fuss des Berges entlang zu laufen, fuhren mir mit dem Tourguide von Höhle zu Höhle, wo er uns einiges zu der Geschichte der traditionellen Ureinwohner erzählte und die Höhlenmalerei erklärte. Dies hatte für uns viel mehr Gehalt als einfach nur um den Berg herumzulaufen, oder ihn gar zu besteigen.
Gegen 11:00 sammelte sich die ganze Truppe wieder und wir fuhren gemeinsam zum Cultural Centre. Dies ist quasi das Herzstück im Uluru National Park. Hier soll in einem Kulturzentrum die Tradition, Geschichte und gegenwärtige Lebensweise der Ureinwohner den Besuchern näher gebracht werden.
Nach einer ausführlichen Besichtigung fuhren wir wieder zurück zum Camp, wo wir zu Mittag aßen und unsere Sachen packten, denn die gesamte Gruppe zog weiter ins nächste, etwa 300 Km entfernte, Kings Canyon Camp.
Den Nachmittag verbrachten wir also damit, wieder einige Stunden im Bus zu sitzen. Doch viele nutzten die Zeit, um bei einem kleinen Nickerchen wieder Energie zu sammeln. Also wir das Camp erreichten, konnte man eine geführte Kamel-Tour machen, mit dem Quad durchs Outback fahren, oder einen Helikopterflug über den Kings Canyon und die gesamte Farm machen.
Wir machten nichts von dem, sondern richteten unsere Zelte her und schlenderten nur über die Farm.
Die gesamte Einrichtung dieses Camps war spartanischer, aber trotz dem sauber. So gab es noch nicht mal einen Grill und der Tourguide versprach uns ein Camp Oven Dinner.
So wurde in gusseisernen Töpfen mit Deckel auf und in der Glut des Lagerfeuers gekocht. Anfänglich belächelte ich diese Art der Mahl-Zubereitung, aber als ich den ersten Bissen im Mund hatte, war ich wirklich erstaunt, was man so alles im Lagerfeuer zaubern kann. Dieses Chicken-Coconut-Curry mit Kartoffeln aus dem Lagerfeuer haben mir sogar noch besser als das BBQ vom Vortag geschmeckt.
Auch an diesem Abend sind wir alle wieder sehr früh ins Bett gegangen, denn am dritten Tag mussten wir erneut um 04:30 aufstehen. Hinzu kam, das die schwierigste Etappe vor uns lag – die Besteigung des Kings Canyon.
Sonntag 3. September 2006
Am Tag der Ruhe, ging es für uns bereits wieder früh morgens los. Nachdem wir um 05:00 gefrühstückt hatten fuhren wir um vor 06:00 zur Basis des Kings Canyon.
Wir waren tatsächlich die erste Reisegruppe. Also wieder Wasserflaschen füllen, Hut, Sonnenbrille und alles wichtige in den Rucksack und los. Unser Guide sprintete regelrecht voraus. Unglaublich. So zerstreute sich auch etwas die Gruppe, aber wir waren alle pünktlich zum Sonnenaufgang oben. Dies war wirklich der anstrengenste Teil, den ich bisher während meiner ganzen Australienzeit unternommen habe.
Am höchsten Punkt angekommen wanderten wir einen 6,4 Km langen Walk. Auch hier muss ich sagen, dass es einfach unbeschreiblich ist, was die Natur über Millionen Jahre kreiert hat. Wir sahen Fossile und unser Guide lieferte wieder sehr viele Infos. Im Canyon besuchten wir den Garten Eden und als wir wieder auf dem Rückweg waren, sahen wir die der Ferne noch die Verlorene Stadt.
Die ganze Tour dauerte knapp vier Stunden und wir waren alle ziemlich geschafft, als wir wieder am Bus waren. Nach einer Verschnaufpause fuhren wir zurück zum Camp, wo wir abermals zu Mittag aßen und unsere Sachen packten, ehe wir die etwa sechsstündige Busfahrt zurück nach Alice Springs antraten.
Da auch einige Deutsche in unserer Reisegruppe waren, verabredeten wir uns mit ihnen zum Abschluss Abends in Alice Springs zum Essen.
Nachdem wir wieder unser Resort in Alice Springs erreicht hatten, checkten wir ein und bezogen unser kleines Häuschen. Jeder sehnte sich nach einer vernünftigen Dusche.
Den Abend ließen wir dann im Bojangles bei einem guten Stück Fleisch ausklingen, ehe wir uns alle verabschiedeten.
Wir fuhren mit dem Taxi zurück zum Resort, packten unsere Sachen, denn schon am nächsten Tag sollte es zurück nach Sydney gehen.
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